Donnerstag, Juli 28, 2005

Hiking Mt. Washington

Es gibt dreierlei Moeglichkeiten, den hoechsten Berg Neuenglands zu besteigen: stil- und kulturvoll mit der Cog Railway, einer Dampflok, die seit 1858 Gaeste im Zeitlupentempo fuer $50 hinauf befoerdert, sehr amerikanisch und freudlos per Auto Route ($20), und sportlich auf einer der vielen Wanderrouten.
In jedem Falle treffen sich Zug- und Autofahrer sowie verschwitzter Wanderer auf der Spitze; die einen stolz auf ihre Beine, die anderen stolz auf ihren Wagen.



Wie waehlten den beruehmten Trail Tuckermans Ravine fuer unseren Aufstieg aus, weil kurz, steil, anstrengend (und wir kommen ja grob gesehen fast aus den Alpen!). Vergnueglicher Auf- und Abstieg; unerwartet anstrengende 7 Stunden, manchmal ausgesetzt. Unterwegs treffen wir Bergretter im Dienst ("...woman..felt down the ravine...broken legs and teeth..."). Warnung der amerikanischen Kollegen vor dem Wasser im kristallklaren Bergbach (Bakterien, etc.). Wir haengen die Koepfe tief hinein und saufen wie die Pferde...



Auf dem Gipfel wildes Treiben; Zugvolk trifft Auftofahrer treffen Bergwanderer. Unser amerikanischer Kollege schaemt sich fuer die unglaubliche Entgleisung eines Landsmannes, welche unter Zeugen gegenueber eines Rangers vorgebracht wird: "Is this the highest mountain of the world?" - Wir arroganten deutschen Pisa-Helden freuen uns.

Mittwoch, Juli 27, 2005

Power Outage

Soeben waehrend eines Outdoor-Equipment-Kaufrausches inmitten eines Geschaeftes respektabler Groesse einen Power Outage, also Stromausfall, erlebt. Der Ablauf war denkbar einfach und beschreibt das desolate Stromversorgungssystem der USA: ein Blitz, ein Donner... und dunkel.

Die Mitarbeiter waren ruehrig und offensichtlich vorbereitet. Sofort wurden Taschenlampen und fast schon vergessene mechanische Kreditkartenlesegeraete aktiviert. Mein Power Outage/Manual Receipt wurde im Schein eines Taschenlampen-Lichtkegels ausgefuellt - wir hatten recht viel Spass.

Sonntag, Juli 17, 2005

White Mountains

Am Wochenende Camping in den White Mountains, einer feinen Gebirgslandschaft in New Hampshire, gepraegt von bis zu 2000 m hohen Bergen und wilden Fluessen, bewohnt von Elchen, Baeren - und Touristen.

Los gings mit Stau. Und Stau. Dann nochmal ein bisschen Stau; ein normaler Freitagnachmittag also. Naechster Hoehepunkt - schon eingetaucht in die Wildnis des Kancamangus Highway - die gigantische Rauchfahne, welche aus dem Hinterteil unseres Ford Windstar schlug. Verschreckt, mit keinerlei Mobilfunknetz-Verbindung oder AAA-Mitgliedschaft, quaengelnden Kindern und drohender Dunkelheit, hiess es dann alles oder nix: den Karren also abkuehlen lassen und sehr vorsichtig ueber die letzten Paesse zum Campingplatz mogeln. Alsbald mit schlechtem Gewissen Oel nachgefuellt.



Auf dem Campground im Crawford Notch State Park freundlich von Millionen von Monster-Moskitos begruesst; diese sollten in den naechsten 2 Tagen etliche Milliliter unseres Blutes in die Suempfe tragen.

Samstag Besteigung des Wahrzeichens dieses Gebirges: Mt. Washington. Hiervon gilt es separat zu berichten.

Am Sonntag dann noch ein legendaeres Hotel besucht: das riesige, mondaene Mt Washington Hotel, aufgestellt vor der beeindruckenden Presidential Range Berggruppe und 1944 Gruendungsort der Weltbank.

Dienstag, Juli 12, 2005

Baseball Live

Herrje, habe ich mich wieder mal schlecht aufgefuehrt! Anstatt nach dem Besuch des Baseballspiels Lowell Spinners gegen Vermont morgens im Buero die erwarteten netten Worte ueber die bedeutendste lokale Sportart zu verlieren (z.B. "Yeah, it was an awesome night!"), zog ich mit Hohn und Spott darueber her, und das entsprach sicher nicht den Gepflogenheiten und war gewiss ziemlich unpolite. Wie dem auch sei: es musste raus!

Mit besten Voraussetzungen fuer ein grossartiges Sportereignis ausgestattet - ein gut gelauntes, ueberschaeumendes Publikum, ein feines Stadion und prima Wetter - und sicher von den meisten auch als solches wahrgenommen, hatte ich doch einiges zu bemaengeln:

- Nichts gegen eine komische Einlage in der Halbzeitpause, aber beim hiesigen Sport ist es gerade anders herum: zwischen den Werbeeinlagen, zirkusreifen Auffuehrungen mit Clowns (nur Tiere fehlten noch), Kindergruppen, "die auch mal eine Runde spielen duerfen", etc., findet hin und wieder ein Ballspiel statt, dessen Akteure ohne auessere Regungen agieren und dessen Regeln unnoetig kompliziert sind.



- Ja, man kann auch mal ein Bier trinken und ne Wurscht essen; aber muss es denn ein solches Fressfestival sein? Die gesamte Zuschauerschaft ist in steter Bewegung, um Nahrungsmittel heran und Verdautes hinweg zu schaffen. Ausserdem wird man durch Marktschreier mit Bauchlaeden auch noch in den letzten Ecken des Stadions aufgespuert und verkaufstechnisch belaestigt. Nicht verwunderlich die durchschnittliche Gewichtsklasse der Zuschauer; ein besonderes Spektakel sind darum die Stampfeinlagen des Publikums, die ob der maechtigen Schenkel einem Erdbeben gleichen.



- Man moechte annehmen, dass am Ende des Spieles, welches sich schon mal 3 Stunden und mehr hinziehen kann, die Spannung steigt, die Leute langsam aufwachen und ihr Team anfeuern. - Weit gefehlt! Nach 2 Stunden befinden sich noch ca. 25% des Publikums im Stadion, der Rest ist heimgegangen.

Wenn man nichts erwartet ausser einen grossen Rummel: fein. Wenn man in Ruhe Sport sehen will, gehe man doch besser ins Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld.

Sonntag, Juli 10, 2005

Woven Hand

Lizard Lounge ist ein Musikclub in Cambridge und von der Sorte, bei der man sich nach dem Eintreten zunaechst nach den Notausgaengen erkundigt und sich auch meist moeglichst nahe bei diesen aufhalten moechte. Nur etwa hundert Zuschauer passen in den rotgestrichenen Keller mit einer niedriger Decke und toetlichen Bourbon&Coke-Mischungen. Die Buehne besteht aus einem abgelatschten Teppich.

Inmitten dieser muffigen, intimen Atmosphaere nahm gestern ein Mann mit einem markanten Gesichtsprofil, etlichen Taetowierungen und einer Ukulele Platz und sang ein duesteres Lied. David Eugene Edwards, ehemaliger Frontman der Band 16 Horsepowers, ist eine Mischung aus Peter "Caesar" Glaeser und Klaus Kinski und tourt gerade mit seiner 2-Mann-Show Woven Hand. Im Verlaufe der naechsten Stunde wird er uns belehren, wie intensiv man Musik zelebrieren kann, wird auf Akustik- und Elektrogitarren einhacken, Ukulenen virtuos zupfen und dabei goettlich ueber Gott singen (und gottseidank verstanden wir die Texte nur sporadisch - "Lord, oh lord, I love you...").

Mein Sitzplatz befand sich praktisch auf dem Schoss des entspannten, aber ebenfalls grossartigen Drummers Ordy Garrison (u.a. ein Saegeblatt maltraetierend), und ich konnte die Synchronisation beider Musiker genau beobachten, die im Wesentlichen aus irren Blicken und wilden Kopfzuckungen von Edwards bestand.

Hernach haben dann alle geschwaermt. Ab August auf Europa-Turnee - Tip! Mehr Infos...

Montag, Juli 04, 2005

July 4th

Heute zelebriert ganz Amerika. Schon seit Tagen Volksfeste allerorten, maechtige Feuerwerke Nacht fuer Nacht und kollektives Hinfiebern auf den Grossen Tag. - Wir finden es sehr, sehr aufmerksam und freundlich vom amerikanischen Volk, dass es den 1. Geburtstag unseres Aaron so toll mitfeiert!

Samstag, Juli 02, 2005

Nubble Light

Nubble Light in York, Maine. Irgendwie schoen. (Ausser das Lobsterbroetchen zu $14.95 am beistehenden Imbiss).